Fachschaft Philosophie
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Lektürekurse Wintersemester 2024/25

Bei Teilnahmeinteresse oder Fragen (z.B. zur Literatur) schreibt den Kursleiter*innen gerne jederzeit eine Mail.

Folgende Kurse finden im Wintersemester 2024/25 statt:

Feyerabend’s Philosophy of Science

Paul Feyerabend’s philosophy of science challenges traditional ideas about scientific methods and progress. He argues against a single, strict scientific method, advocating for diverse approaches instead. Historical examples he gives show that rigid adherence to established methods can hinder scientific advancement. This view contrasts with the strong rationalist currents of Lakatos, Popper, and Carnap, who sought clear scientific methodologies. Feyerabend posits that many crucial discoveries occurred precisely because scientists did not always follow strict rules. He also criticizes the dominance of scientific rationalism, advocating for the recognition and value of other knowledge forms.

The course’s main reading will be Feyerabend’s first and most well-known book, Against Method (1975). This work encapsulates his central claims and serves as an excellent starting point. The first 6-7 meetings will focus exclusively on this book, with discussions based on its chapters. Excerpts from his later book, Science in a Free Society (1978), addressing the political implications of his stance, will also be included. The remaining sessions will cover his critics and philosophical opponents, such as Lakatos and Putnam, and sections from his last posthumous publication, Conquest of Abundance (1999), which presents an ontology suitable for his anti-methodological project.

Although Feyerabend is considered a ’canon’ in the Philosophy of Science and his works are widely cited, there has not been a recent course at LMU dedicated to his philosophy. Most views on his work stem from secondary literature, but a thorough reading of his main works is essential for a serious appreciation of his philosophy. This course aims to foster a deeper understanding of this creative philosopher, especially at a time when the role of science in society is widely questioned, and the normative methodological role of the philosophy of science remains unclear.

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Frauen in der Geschichte der Philosophie

Der Titel ist Programm, und zwar in zweierlei Hinsicht. Mit diesem Lektürekurs möchte ich zum einen philosophische Auseinandersetzungen und Diskussionen zu Texten von Frauen aus verschiedenen Epochen und kulturellen Hintergründen ermöglichen, die häufig wenig Beachtung in einem universitären Kurrikulum finden. Der Plan sieht vor, ausgewählte Texte von Hildegard von Bingen, Émilie du Châtelet, Anna J. Cooper und Hiratsuka Raichō zu lesen. Dabei werden uns Themen wie mystische Erkenntnistheorie, Philosophie des Glücks, Feminismus und Critical Philosophy of Race begegnen.

Die kleine, aber vielfältige Auswahl an Philosophinnen hat den Hintergrund, dass in einem zweiten Schritt Raum für philosophiehistorische Reflexionen bestehen soll. Dies kann Fragen betreffen wie: Unter welchen materiellen und gesellschaftlichen Umständen wird Philosophieren für Frauen möglich? Was muss man anders beim Erforschen ihrer Philosophie beachten als bei den uns bekannten männlichen Klassikern? Welche Kriterien legen wir an, wenn wir einen Text als philosophisch einordnen? Sollte es für Frauen andere Kriterien geben als für Männer? Wie erforscht man philosophierende Frauen, von denen keine Texte überliefert sind?

Um beiden Aspekten zumindest in Ansätzen gerecht zu werden, sehe ich für jede Philosophin mindestens zwei Sitzungen vor. In der einen Sitzung soll der Fokus auf der Exegese ihres Texts und der darin präsentierten Philosophie liegen, in der anderen auf Fragen und Reflexion ihres historischen Kontextes und der Methode ihrer Erforschung. Zur zweiten Sitzung soll neben dem Primärtext der vorigen Woche ein relevanter Ausschnitt aus der Sekundärliteratur zur Verfügung stehen. Es werden Texte auf Englisch und Deutsch gelesen. Die Hauptsprache der Diskussion wird voraussichtlich Deutsch sein. Beiträge auf Englisch sind aber stets willkommen.

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Jürgen Habermas‘ „Theorie des kommunikativen Handelns, Band 1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung“

Unter den heute lebenden und wirkenden Denkern der politischen Theorie ist Jürgen Habermas zweifelsohne als unfassbar wirkmächtige Zentralfigur hervorzuheben. Das Hauptprojekt des Adorno-Schülers ist die Lösung des Problems der normativen Orientierungslosigkeit des modernen Menschen, dem metaphysisch-religiöse Wertmaßstäbe durch das Vernunftdenken der Aufklärung genommen wurden. Dieses anspruchsvolle Unterfangen kann die Kritischen Theorie Horkheimers und Adornos noch nicht leisten – das Aufzeigen eines positiven Ausweges aus der normativen Orientierungslosigkeit der Moderne gelingt erst durch Habermas‘ revolutionäre „Transformation der Kritischen Theorie“ (Karsten Fischer / Raimund Ottow) auf das neuartige Konzept der „kommunikativen Vernunft“ hin.

Diese Arbeit leistet Habermas auch in seinem Hauptwerk, der „Theorie des kommunikativen Handelns“, die schon direkt nach ihrem Erscheinen 1981 allgemein als „moderner Klassiker“ galt. Habermas präsentiert hier eine kommunikationstheoretisch fundierte Gesellschaftstheorie, die nicht nur den Kulminationspunkt jahrzehntelanger eigener Arbeit darstellt, sondern auch theoretische Ansätze zahlreicher anderer Geistes- und Sozialwissenschaftler aufgreift und in einem in sich konsistenten Gesamtkonzept integriert. Über eine intensive Auseinandersetzung mit der Funktionsweise menschlicher Sprache entwickelt Habermas einen neuen, kommunikationsorientierten Rationalitätsbegriff, der dann eine Schlüsselrolle in der Lösung des Normativitätsproblems der Moderne spielen soll. Hier wird auch das Fundament für Habermas‘ spätere Ausführungen zu Diskursethik und deliberativer Demokratie gelegt.

In der Lektüregruppe soll der erste der beiden Bände der „Theorie des kommunikativen Handelns“ (beide Bände zusammengenommen wären leider zu umfangreich) im Laufe des Semesters gelesen und durch gründliche Textarbeit (zu der in Einführungsvorlesungen usw. manchmal leider die Zeit fehlt) bestmöglich verstanden werden. Die komplexe und informationsdichte Sprache und Argumentationsweise Habermas‘ stellt für jeden Leser seiner Werke eine Herausforderung dar. Gerade deswegen ist ein Format, in dem Teilnehmende mit eventuell unterschiedlichem (Vor-)Wissenstand Verständnisprobleme offen diskutieren und gemeinsam lösen können, für die Lektüre der „Theorie des kommunikativen Handelns“ sehr gut geeignet – sodass am Ende hoffentlich ein gemeinsames Grundverständnis eines der wichtigsten Werke der modernen politischen Theorie entstehen kann.

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Hegels Logik der Reflektion

Reflexion gehört zum Grundrepertoire des menschlichen Geistes: Wir reflektieren über unser Denken und Erleben, um darüber klarzuwerden; über Handlungen, Überzeugungen, Ereignisse, um ihnen auf den Grund zu gehen; über die Zukunft, um abzuwägen, was wir tun sollen; usw. Seltener reflektieren wir hingegen, was wir eigentlich tun, wenn wir reflektieren. Hegel beschäftigt sich hiermit systematisch im (leider oft übergangenen) zweiten Buch der Wissenschaft der Logik: der Lehre vom Wesen. Im Lektürekurs werden wir gemeinsam dem Gang der Wesenslogik folgen und dabei den folgenden fünf Leitfragen nachgehen:
Was ist Reflexion?
Was leistet sie?
Wo liegen ihre Grenzen?
Kann sie fehlgehen?
Und unter welchen Umständen gelingt sie?

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Die Philosophie des Zhuangzi

Zhuangzi ist ein Skeptiker, sagen die einen, der bezweifelt, ob objektives Wissen und objektive normative Urteile möglich sind. Ein Mystiker, der den wahren Weg in einer intuitiven Spontaneität oder einer spirituellen Verbindung mit dem unsagbaren Dao sieht, denken die anderen. Oder vielleicht doch ein Nihilist? Die Vielfalt der Interpretationen spiegelt die Vielfalt eines der reichsten und faszinierendsten Texte der chinesischen Philosophie wider. Erzählungen und Mythen wechseln sich mit philosophischen Dialogen und technischen Argumenten ab, es ist oft unklar was Zhuangzi ironisch meint, und welche Positionen er aufrichtig vertritt. Unser Ziel wird sein, zunächst Zhuangzis Argumente zu rekonstruieren und sie in den philosophischen Kontext seiner Zeit zu setzen. Auf dieser Grundlage versuchen wir Zhuangzi eine philosophische Position zuzusprechen. Nachdem wir die verschiedenen Interpretationsansätze beleuchtet haben und ihr einen Überblick über den Text gewonnen habt, können wir zusammen entscheiden worauf wir im Rest des Seminars den Fokus setzen. Der Kurs kann je nach Wunsch auf Deutsch oder auf Englisch stattfinden.

Some say Zhuangzi is a skeptic, who doubts whether objective knowledge and objective normative judgments are possible. Others believe he is a mystic who sees the true path in intuitive spontaneity or a spiritual connection with the ineffable Dao. Or perhaps a nihilist after all? The diversity of interpretation reflects the diversity of one of the richest and most fascinating texts of Chinese Philosophy. Stories and myths alternate with philosophical dialogues and technical arguments; it is often unclear what Zhuangzi means ironically and which positions he sincerely represents. Our aim will be to first reconstruct Zhuangzi's arguments and place them in the philosophical context of his time. On this basis, we will try to assign a philosophical position to Zhuangzi. After we have examined the various interpretative approaches and you have gained an overview of the text, we can decide together what we will focus on for the rest of the seminar. The course can be held in German or English, depending on your preference.

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Wittgenstein: Ich kenne mich nicht aus.

Die Philosophie Wittgensteins lebt wie kaum eine andere von ihrer Überwindung. Damit ist sein gesamtes Werk in eine selbstbezügliche Spannung versetzt. Dieser Zustand wird noch einmal dadurch intensiviert, indem manche seiner Gedanken das Wesen der Philosophie selbst betreffen. Sie erhalten dadurch eine besondere Stellung, welche sich darin artikuliert, dass durch sie ein Zugang zu seinem restlichen Werk gewonnen werden kann. Sie werfen ein Licht auf den Zweck seiner restlichen Bemerkungen, was für jedes Verständnis unerlässlich ist, denn Wittgenstein sagte selbst einmal:

„Was wir sagen, wird einfach sein, doch zu erkennen, weshalb wir es sagen, das wird sehr schwierig sein.“

Der Kurs wird versuchen, die Gesamtheit der Philosophiekonzeption Wittgensteins begreiflich zu machen. Dafür werden wir mit der Lektüre zuerst beim Tractatus ansetzen, um dann den Fokus auf die Philosophischen Untersuchungen zu legen.
Wir werden also versuchen, zu verstehen, was die unterschiedlichen Metaphern und Begriffe Wittgensteins zur Charakterisierung der Philosophie eigentlich bedeuten. In welchem Sinne spricht er von der Philosophie als Tätigkeit, dem Klarwerden von Sätzen, dem Weg aus dem Fliegenglas und dem Zusammentragen von Erinnerungen? Vor diesem Hintergrund wird uns auch wiederholt beschäftigen, in welcher Beziehung die Philosophie zur Wissenschaft und zur Religion steht. Mit Wittgenstein als Bündnispartner soll damit auch ein differenzierter Blick gegenüber den aktuellen Strömungen der stark wissenschaftlich interpretierten Philosophie gewonnen werden.

Durch diese Ausrichtung widmet sich der Kurs sowohl an Fortgeschrittene, die ein vertieftes Verständnis der Philosophie Wittgensteins erwerben wollen, als auch an Neulinge der Philosophie, indem ein Verständnis des Wesens der Philosophie im Allgemeinen erarbeitet wird.

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Philosophy of Poetry

„The poet‘s eye, in fine frenzy rolling, / Doth glance from heaven to earth, from earth to heaven; / And as imagination bodies forth / The forms of things unknown, the poet‘s pen / Turns them to shapes and gives to airy nothing / A local habitation and a name.“ (MND 5.1.13-18)

Shakespeares berühmte Passage wird einerseits gern als Inbild dichterischer Imagination interpretiert, andererseits steckt in ihr eine rationalistische Kritik der Dichtung. Diese Diskussion herrscht seit Beginn der Geschichte der westlichen Philosophie: Platon kritisierte die Dichtung heftig, Aristoteles bezeichnete sie als ernsthafte Form der Wissenschaft, und Sidney oder Shelley stellten sie sogar über die Philosophie.

In 12 Sitzungen werden wir uns Textauszüge zur Philosophie der Dichtung und Literatur ansehen. Wir arbeiten uns von der antiken Philosophie und Dichtung bis zur modernen Philosophie durch (Kursplan tba). Parallel dazu lesen wir ergänzend passende Gedichte. Folgende Fragen beschäftigen uns beispielsweise:

- Allgemeine Grundfragen der Ästhetik bezüglich der Dichtung
- Die Rolle der Sprache in der Kunst
- Die Verhältnisse von Dichtung zu Wirklichkeit, Wahrheit, Moral und Natur?

Auf Wünsche interessierter Studierender bzgl. Auswahl der Texte/Gedichte möchte ich gerne eingehen. Der Kurs kann in Deutsch als auch in Englisch gehalten werden.


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