Fachschaft Philosophie
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Kursbeschreibungen / Course descriptions

1) Emotion und Empathie

Anja Berninger (Georg-Augusten-Universität Göttingen)

Im Rahmen des Seminars werden wir uns vor allem mit zwei Themenkomplexen befassen. Erstens soll es um die Frage gehen, was Emotionen sind. Handelt es sich beispielsweise um eine Form von Wahrnehmung? Oder Urteilen? Oder sollten wir Emotionen eher als eigenständige Zustände klassifizieren? Zweitens wollen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, wie wir uns in die emotionalen Zustände anderer hineinversetzen können und welche Rolle dies für das interpersonale Verstehen spielt.

Wir werden im Laufe des Seminars einige neuere Texte zu beiden Themengebieten lesen. Dazu werde ich vorab einen kleinen Reader zusammenstellen. Vor allem soll im Laufe der Sommerschule aber viel Raum gegeben werden für das eigene Denken und Schreiben zum Thema. Ziel ist es, dass alle Teilnehmenden am Ende der Veranstaltung mit einer ersten Sammlung von selbst verfassten „Mini-Texten“ nach Hause fahren.

2) The Role of Ethical and Political Values in Scientific Research

Liam Kofi Bright (London School of Economics)

Many philosophers of science nowadays think it is simply inevitable that our non-epistemic values, our appraisals of what is better or worse ethically speaking, shall affect scientific reasoning. Not just in the obvious senses that it will influence which questions seem worth investigating into or how one may treat research participants. But in the deeper sense of affecting what methods one adopts, or even what inferences one can draw from one's data. We will examine the arguments philosophers have offered for this, as well as a line of argument going back to WEB Du Bois to the effect that is troubling for a democracy that scientists let such value judgements affect their reasoning. After laying the foundations of this debate we shall see how the issues it touches upon arise in cutting edge debates in algorithmic social science and the study of social inequality.

3) Incompleteness

Wesley Wrigley (Oxford)

This course will be an introduction to Gödel's incompleteness theorems, with a focus on their philosophical implications. Students will be introduced to the central philosophical issues in the vicinity of the incompleteness theorems, including the existence of absolutely undecidable arithmetical propositions, anti-mechanism in the philosophy of mind, the indefinite extensibility of the concept number, and the alleged refutation of Hilbert's Programme. The course is suitable for anybody with a solid background in first-order logic. Other relevant technical details will be introduced and explained as required.

(We advise students to have taken the course Logik 1 and if possible also Logik 2 or Formal Methods 1 for participating in this course)

4) Geschichtsschreibung als Philosophie: Eine Einführung in die politische Philosophie der konfuzianischen Gongyang-Schule

Markus Haselbeck (KU Leuven)

Zum literarischen Klassiker ernannt, fand das Geschichtswerk der Frühlings- und Herbstannalen (Chunqiu 春秋) seit seiner Entstehung Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus, ähnlich den historiographischen Werken Thukydides‘ oder der Bibel im Westen, vielfach philosophische Rezeption und nahm damit großen Einfluss auf die Entwicklung der chinesischen Politik. Zwischen Konfuzianismus, Mohismus, Legalismus, und vielen anderen Philosophieschulen, zwischen Neutext- und Alttextauslegung, zwischen politischem und politisiertem Konfuzianismus entstanden unzählige Lehren, welche auf die in den Annalen beschriebenen Begebenheiten zurückgehen. Ihre vereinende Fragestellung an den Text ist allerdings: Welche Erkenntnisse kann uns die Geschichte für die Gegenwart mitgeben?

Von der Entstehung des Kaiserreichs im 3. Jhd. v. Chr. bis zur Gründung der Republik China im Jahr 1911 stellte der Konfuzianismus – mit kurzen Unterbrechungen – die primäre Staatsphilosophie Chinas dar und regelte somit Politik und Zusammenleben im Kaiserreich. Während dem „Kulturfieber“ der 1980er-Jahre, einer landesweiten Diskussion über Kultur, Tradition und Moderne, nahmen einige Philosophen, Politikwissenschaftler, Historiker und Public Intellectuals diese Tradition wieder auf und verliehen ihr neue, moderne Interpretationen. Über die letzten vier Jahrzehnte entstanden auf diese Weise verschiedene Beiträge zur Staatstheorie und politischen Philosophie, die häufig Alternativmodelle zur aktuellen chinesischen Regierungsform darstellen. Besonders der auf Jiang Qing 蒋庆 (*1953) zurückgehende „Politische Konfuzianismus“ greift bei seinem Wiederanknüpfen an die Tradition stark auf die Geschichtsschreibung, insbesondere die Frühlings- und Herbstannalen mit ihrem Gongyang-Kommentar (Gongyang zhuan 公羊传) zurück.

Der Kurs fasst zweierlei Ziele ins Auge: Einerseits werden wir blitzlichtartig Geschichte und Entwicklung der konfuzianischen Gongyang-Schule von ihrer Entstehung bis in die Gegenwart nachverfolgen und damit ein Grundverständnis dieser chinesischen Denkströmung erlangen. Andererseits werden wir auch die methodische Vorgehensweise dieser Schule genauer in Augenschein nehmen, um unseren eigenen philosophischen Werkzeugkasten zu erweitern.

Für die Teilnahme sind weder Vorkenntnisse der chinesischen Philosophie noch der chinesischen Sprache notwendig. Englischkenntnisse für die Textlektüre werden jedoch vorausgesetzt.


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